12 Shoes for 12 Lovers
Wie verarbeitet ein Designer frühere Beziehungen? Ganz logisch, mit Kunst natürlich. Sebastian Errazuriz entwarf 12 Schuhe für seine 12 Ex-Freundinnen.
Dass die Wahl des Schuhwerkes etwas über den Träger oder die Trägerin aussagt, ist längst unumstritten. Ein Allstar Chucks Liebhaber? Das definieren wir als Freiheitsdenker mit einem etwas rebellischen Charakter. Schlichte schwarze Lederschuhe zeugen von Eleganz, rote Pfennigabsätze von erotischer Verwegenheit. Der Designer Sebastian Errazuriz hat die ganze Sache jedoch von der anderen Seite aufgerollt und Schuhe entsprechend nach Menschen designt – nämlich nach den Charakteren seiner Ex-Liebhaberinnen. Die Kollektion präsentierte er am 06.12.2013 auf der Kunstmesse „Art Basel“ in Miami Beach.
Schuhkollektion über Herzschmerz und Selbstkritik
Dass der Mann ein verwegenes Leben geführt haben muss, sieht man bereits an der Unterschiedlichkeit der Modelle. So bezeichnet er die eine Dame als „den Stein“, die andere als „Geist“, „Schneekönigin“, „Herzensbrecherin“ oder „Heiße Bitch“ in seiner innovativen Kollektion. Dennoch stellen die Modelle keine Abrechnung, sondern eine Selbstreflexion dar. Zu jedem Schuh gibt es ein Foto und eine kleine Erklärung, die einen Ausflug in das Leben des Liebes- und Sexleben des Designers ermöglichen. So sagt er zu seinem Modell „Jungfrau“ und der Verflossenen Anna etwas eigenspöttisch: „Das Letzte, was ich von ihr hörte, war, dass sie darüber nachdachte, eine Opus De Nonne zu werden… Ich bin mir sicher dass ich schlecht war; aber eine Nonne? Das ist etwas drastisch“. Alle Namen sind allerdings geändert worden.
Bei Nachfragen stimmte er zu, dass andere besorgt darüber waren, ob die Kollektion den Damen, ihren Freunden und Ehemännern nicht schaden würde, doch die Zweifel verflogen schnell. Als vom Leben inspirierte Kunst wirkt sie zwar sehr intim, bleibt aber auf ihre Weise anonym. Denn sicher können viele Männer und Frauen von ähnlichen Erfahrungen im Umgang mit den Verflossenen berichten.
Sebastian Errazuriz sagte selbst dazu: „When I started this process I never imagined where it would end up, it’s been infinitely more complex, revealing and difficult than I thought.“
Ob die Modelle noch größeren Anklang finden, wird sich zeigen. In Zusammenarbeit mit MELISSA, einem Schuh Brand, das bereits mit Vivienne Westwood und Karl Lagerfeld kollaborierte, wurde das Projekt ins Leben gerufen und die Schuhe hergestellt.
Mit Sicherheit wird das Projekt seine Kreise ziehen und die eigene Betrachtungsweise auf Charakter und Schuhwerk des Partners ändern. Was heißt es also nun, wenn die Liebste die legendären Unisex Dockers Schuhe für Sie und Ihn trägt? Und wenn er partout nur zu den teuren Oxford Lederschuhen greift?
Bild: © Comstock/Stockbyte/Thinkstock