Island in Europa? Abenteuer auf den Azoren – Wandern, Walbeobachtung & heiße Quellen
Mitten im Atlantik, etwa auf halbem Weg zwischen Europa und Nordamerika, liegt ein Archipel, der noch immer als echter Geheimtipp für Outdoor-Fans gilt: die Azoren. Diese portugiesische Inselgruppe beeindruckt mit dramatischen Vulkanlandschaften, üppiger Vegetation, wilden Küsten und einem Klima, das Abenteuerlustige das ganze Jahr über begeistert. Wer Natur hautnah erleben, wandern, Wale beobachten oder in heißen Quellen baden will, ist hier genau richtig.
Warum die Azoren? Naturparadies abseits des Massentourismus
Während viele Reisende Island oder Norwegen als erste Wahl für spektakuläre Naturerlebnisse ansteuern, bieten die Azoren eine mindestens ebenso faszinierende Alternative – mit deutlich weniger Touristen. Der Archipel besteht aus neun Inseln, jede mit ihrem ganz eigenen Charakter. São Miguel, die größte Insel, wird oft als \“grüne Insel\“ bezeichnet – zurecht, denn hier explodiert die Natur förmlich in sattgrünen Farben.
Die Azoren sind ein Paradies für Naturfreunde. Der vulkanische Ursprung sorgt für eine bizarre, wunderschöne Landschaft: Kraterseen, Lavahöhlen, Thermalquellen, schroffe Küsten und eine üppige Pflanzenwelt, die teilweise an tropische Regenwälder erinnert. Gleichzeitig ist die Region bekannt für ihre nachhaltige Tourismusstrategie – Massentourismus ist hier kein Thema, stattdessen dominieren authentische Unterkünfte, lokale Küche und naturnahe Aktivitäten.
Wandern auf den Azoren: Kraterseen, Küstenpfade & Vulkangipfel
Wandern gehört zu den beliebtesten Aktivitäten auf den Azoren – und das aus gutem Grund. Die Trails sind hervorragend ausgeschildert, die Routen abwechslungsreich und bieten spektakuläre Aussichten. Besonders beeindruckend sind Wanderungen rund um Kraterseen wie den Lagoa das Sete Cidades auf São Miguel. Die zwei miteinander verbundenen Seen – einer smaragdgrün, der andere tiefblau – liegen in einem riesigen Vulkan-Krater und lassen sich auf verschiedenen Routen umrunden oder von Aussichtspunkten wie dem Miradouro da Boca do Inferno bestaunen.
Ein weiteres Highlight: die Besteigung des Pico, dem höchsten Berg Portugals auf der gleichnamigen Insel. Der Vulkankegel ragt 2.351 Meter in den Himmel und bietet eine körperlich anspruchsvolle, aber unvergessliche Tour – inklusive Sonnenaufgang über den Wolken für alle, die den Aufstieg nachts beginnen.
Küstenwanderungen auf Inseln wie São Jorge oder Flores führen entlang steiler Klippen, durch uralte Wälder und zu versteckten Buchten. Viele Routen enden an natürlichen Badepools oder führen durch Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen scheint.
Walbeobachtung: Die Azoren als Hotspot im Atlantik
Die Azoren gehören zu den weltweit besten Orten für die Beobachtung von Walen und Delfinen – und das über das gesamte Jahr hinweg. Insgesamt wurden hier über 25 Arten gesichtet, darunter Pottwale, Finnwale, Blauwale, Orcas und verschiedene Delfinarten. Die Nähe zum Tiefseegraben macht die Gewässer nährstoffreich und somit besonders attraktiv für Meeressäuger.
Zwischen April und Oktober finden regelmäßig geführte Touren statt, bei denen geschulte Guides nicht nur für einen respektvollen Umgang mit den Tieren sorgen, sondern auch wertvolle Hintergrundinfos liefern. Besonders spannend: Im Frühjahr ziehen Blauwale an den Inseln vorbei – ein absolutes Highlight für jeden Naturfreund.
Viele Anbieter auf den Azoren arbeiten eng mit Forschern zusammen und setzen auf nachhaltigen Whale-Watching-Tourismus. Wer Glück hat, kann vom Boot aus sogar Delfine beim Spielen beobachten oder den majestätischen Schlag eines Walkörpers über die Wasseroberfläche hören.
Thermalquellen & Naturpools: Entspannung auf vulkanische Art
Nach einem aktiven Tag gibt es kaum etwas Schöneres, als in einer heißen Quelle zu entspannen. Auf São Miguel locken zahlreiche Thermalpools, von denen viele inmitten üppiger Natur liegen. Besonders bekannt ist das Terra Nostra Park-Becken in Furnas: ein von tropischer Vegetation umgebener, rotbrauner Pool mit rund 38 Grad Wassertemperatur – ein wahrer Jungbrunnen.
Ebenfalls spektakulär: die heißen Quellen von Caldeira Velha, die sich in einem dschungelartigen Tal befinden und unter Wasserfällen liegen. Die Mischung aus warmem Wasser, Vogelgezwitscher und Farnen sorgt für echtes Dschungel-Feeling.
Wer lieber im Meer badet, ist auf den Azoren ebenfalls richtig: Natürliche Lavapools wie in Biscoitos (Terceira) oder Mosteiros (São Miguel) bieten sicheren Badespaß zwischen den schwarzen Basaltfelsen – oft mit kleinen Treppen und Leitern zum Einstieg.
Die Azoren kulinarisch entdecken: Regional, frisch & voller Geschmack
Auch kulinarisch hat der Archipel einiges zu bieten. Die Küche der Azoren ist bodenständig, aber unglaublich frisch und geschmackvoll. Besonders typisch ist das Gericht Cozido das Furnas, ein Eintopf aus Fleisch, Wurst, Gemüse und Kartoffeln, der in Erdlöchern mit vulkanischer Hitze gegart wird – ein echtes Erlebnis.
Frischer Fisch und Meeresfrüchte stehen täglich auf den Speisekarten. Besonders beliebt: Thunfischsteak, Lapas (Napfschnecken) und gegrillter Oktopus. Wer Käse liebt, sollte unbedingt den Käse von São Jorge probieren – würzig, aromatisch und perfekt zu einem Glas lokalen Weins.
Süßschnäbel kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Queijadas da Vila – kleine, süße Käseküchlein – sind auf vielen Inseln eine Spezialität. Dazu passt der lokal angebaute Tee von Gorreana, der ältesten Teeplantage Europas.
Outdoor-Aktivitäten: Mehr als Wandern
Wandern, Whale Watching und heiße Quellen – das sind nur drei Highlights der Azoren. Wer noch mehr will, kann sich auf Canyoning-Abenteuer, Klettertouren, Radtouren oder Stand-Up-Paddling freuen. Die geologischen Besonderheiten machen die Azoren auch für Höhlenforscher und Geologie-Fans interessant.
Taucher schätzen die Azoren für ihre klaren Gewässer, beeindruckenden Felsformationen unter Wasser und die Möglichkeit, Mantas oder Hammerhaie zu sichten. Und auch Paragliding wird an einigen Spots angeboten – für alle, die die Schönheit der Inseln aus der Luft genießen möchten.
Beste Reisezeit und Anreise: Das solltest du wissen
Die Azoren sind ganzjährig ein Reiseziel, wobei die Monate Mai bis Oktober als besonders angenehm gelten. Das Wetter ist ozeanisch geprägt, mit milden Temperaturen zwischen 17 und 26 Grad. Durch die wechselhaften Wetterbedingungen sollte man allerdings immer auf Regen und Sonne zugleich vorbereitet sein – das sogenannte „vier Jahreszeiten an einem Tag“-Phänomen ist hier keine Seltenheit.
Direktflüge gibt es z. B. von Frankfurt, München oder Lissabon nach Ponta Delgada (São Miguel), Horta (Faial) oder Terceira. Zwischen den Inseln verkehren Flugzeuge der lokalen Airline SATA sowie Fähren – ideal für Inselhopping.
Azoren als nachhaltiges Reiseziel
Die Azoren gelten als Vorreiter im nachhaltigen Tourismus. Viele Unterkünfte arbeiten mit Ökostandards, Müllvermeidung und lokalen Lieferketten. Große Hotelketten sucht man meist vergeblich – stattdessen laden kleine Gästehäuser, Bauernhöfe oder Öko-Lodges zur Übernachtung ein.
Auch die Einheimischen sind stolz auf ihre Natur und gehen respektvoll mit ihr um. Touristen werden angehalten, sich an die Regeln zu halten, keine Wege zu verlassen und Tierbeobachtungen nur mit offiziellen Anbietern zu unternehmen. Dieser bewusste Umgang macht die Azoren zu einem Modell für nachhaltiges Reisen in Europa.
Fazit: Azoren – Islands wilder Zwilling mit portugiesischem Herz
Wer auf der Suche nach einem echten Naturabenteuer ist, muss nicht bis nach Island fliegen. Die Azoren bieten alles, was das Outdoor-Herz begehrt – von spektakulären Wanderungen über heiße Quellen bis hin zu Whale-Watching der Extraklasse. Und das alles in einem charmanten, portugiesischen Ambiente, das Entschleunigung, Herzlichkeit und Authentizität vereint.
Die Inselgruppe im Atlantik ist mehr als nur ein Geheimtipp: Sie ist ein echtes Highlight für Naturliebhaber, die das Abenteuer suchen – ohne auf Nachhaltigkeit und Ruhe zu verzichten. Also: Wanderschuhe schnüren, Badehose einpacken und auf zu Europas vielleicht schönstem Inselabenteuer!
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